Der Markt und seine Teilnehmer wandeln sich und so auch die Markenpräsenz. Frau Kesting drückte gleich zu Beginn ihrer Präsentation tief in die Wunde vieler Händler. Anhand von einer Reihe negativer Beispiele wurde den Teilnehmern die Wirksamkeit und auch die Problematik bei der Wahrnehmung von zu verkaufskonzentrierten Posts deutlich. „Social Media interessiert kein Angebot, sondern Content und Mehrwert“, so Kesting. Die häufig sehr eindimensionale Form der klassischen Darstellung eines Ladenlokals und deren Produkte gehört in der Zeit von Posts und Tweet nicht mehr zum Erfolgskonzept. Die Distanzen zwischen Kunde und Unternehmen heißt es abzubauen und gerade hier kann und wird Social Media in Zukunft begeistern, wenn man es richtig angeht. Daher die ganz klare Botschaft von der Expertin: „Individuelle Ziele sind entscheidend bei der smarten Kommunikation mit der Zielgruppe.“ Das wichtigste ist es daher, den Nutzer glücklich zu machen. Wie dieses stattfindet ist im Grunde relativ zweitrangig.
Was ist es nun was einen guten Post ausmacht? Frau Kesting begegnete dieser eingangs gestellten Frage mit der klaren Botschaft: Solange es entfernt etwas mit ihnen und ihrem Lokal zu tun hat ist es postbar, verpacken sie es nur schön und achten sie auf das „Wann“. Auch wenn dieser Ansatz auf den ersten Blick sehr intuitiv wirkt, verbirgt sich dahinter tatsächlich bereits das komplette Geheimnis des Erfolgs von Social Media. Vielen Teilnehmern wurde an dieser Stelle bewusst, dass der gute Freund Social Media genau diese Position auch im unternehmerischen Kontext nutzen darf und auch muss. Themen wie das Brot der Woche, der Gesundheitstipp zur Jahreszeit, der lustige Spruch zum Jahrestag, das Outfit des Monats oder der Tagebucheintrag einer fiktiven Geschichte einfach nur um zu unterhalten sind alles Möglichkeiten die Geschichte des Ladenlokals interessanter zu gestalten. Der Fantasie sind hierbei kaum Grenzen gesetzt, solange eine einheitliche ‚Handschrift‘ nicht abhanden geht und die Verbindung zum Konzept des Ladenlokals noch einigermaßen erkennbar ist. Die Erstellung eines Redaktionsplanes macht diese Aufgabe für viele häufig noch einfacher und lässt auch in unkreativen Momenten eine gewisse Orientierung zu.
Die strategische Aufstellung eines Themenplans macht Sinn. Ein Motto der Social-Media-Expertin lautet dabei: „Lieber monatlich schreiben mit voller Aufmerksamkeit statt täglich mit halber Aufmerksamkeit.“
Im Folgenden ging Frau Kesting dann noch einmal explizit auf die wichtigsten Aspekte und Fallen bei der Erstellung von Posts ein. So war es doch für den ein oder anderen überraschend zu hören, dass das Smartphone oft authentischere Fotos macht, als eine teure Kamera, dass das Nutzen von Filtern nicht übertrieben werden sollte, dass es viele Portale gibt, aus denen man kostenlos tolle Bildvorlagen bekommen kann und dass die Posts kurz und knapp sein sollten und eine unnötige Emoji-Überladung das eigentliche Ziel oft verfehlt. Am Ende stand allerdings für alle fest, dass ein guter Post weniger über die Information, als viel mehr über die Emotion kommen muss.
In den sozialen Medien kann jeder seine eigene Meinung vertreten. So ist es nicht unüblich, dass man auf seine eigenen Beiträge auch mal negatives Feedback bekommt. Sollte man mit seinem Post sogar unbeabsichtigt in ein Fettnäpfchen der Community getreten sein, so hört man viel von sogenannten Shitstorms. Alles kein Problem für den kleinen stationären Händler, so Kesting. Derartige Posts gibt es vereinzelt, zielen aber im Gegensatz zu denen bei den großen Marken, die tagtäglich mediales Interesse spüren, auf keine massenhafte Bewegung ab. Kommunikation ist wie in jeder guten Beziehung auch an dieser Stelle alles. Eine humorvolle und sympathische Antwort innerhalb der ersten 24 Stunden nimmt der allermeisten Kritik schnell den Wind aus den Segeln und dreht das Boot häufig sogar steiler auf Kurs als zuvor. „Seien sie offen und hilfsbereit, auch im Netz, denn es lohnt sich Kritik ehrlich und zuvorkommenden zu begegnen und ihre Follower werden es ihnen mit dem ein oder anderen ‚like‘ extra danken, sie werden sehen“, so lautet der Tipp von Social-Media-Expertin Kesting. Diese Perspektive wurde im Folgenden auch noch einmal durch ähnliche Erfahrungen von den Anwesenden bestärkt, sodass auch bei dem letzten Teilnehmer zumindest diese Angst beseitigt werden konnte.