Eine ganze Stadt als virtueller Marktplatz? Auf dem lokale Händler ihre Geschäfte präsentieren und ihre Produkte online verkaufen können? Diese Idee klingt verlockend. Erste Projekte wie die Online City Wuppertal oder das Projekt „Mönchengladbach bei eBay“ sind bereits angelaufen und die Anzahl der Anbieter wächst weiter. Auch in Südwestfalen gibt es Kommunen wie Attendorn oder Siegen, die auf lokale Shopping-Plattformen setzen. Angesichts der noch jungen Entwicklung von lokalen Shoppingplattformen können zu diesem Zeitpunkt noch keine seriösen Aussagen über die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten getroffen werden.
Lokale Shoppingplattformen als Erfolgsmodell für den stationären Einzelhandel?
Aktuelle Studie zu lokalen Shoppingplattformen
Um sich jedoch einen Überblick über die aktuell sichtbaren Plattformen und ihren jeweiligen Leistungsumfang zu verschaffen, hat das Competence Center E-Commerce (CCEC), Projektpartner des Einzelhandelslabors Südwestfalen, eine Studie zum Thema „Lokale Shoppingplattformen“ erstellt. Die Studie betrachtet aber nicht nur die reinen Plattformen, sondern hat auch die Kunden befragt, wie sie zu den virtuellen Marktplätzen stehen.
Anbieter lokale Shoppingplattformen nutzen noch nicht alle Potenziale
Obwohl laut Studie über 70% der Befragten (n=271) zu einem Einkauf auf einer lokalen Shoppingplattform bereit sind, gibt es noch Defizite. Schwachpunkte in den Geschäftsmodellen der betrachteten Plattformen sind nach Einschätzung des CCEC die bisher wenig ausgeprägte Kanalintegration und die Nichtnutzung der Potenziale aus den Standortvorteilen der lokalen Händler und ihrer Ladenlokale.
Die räumliche Nähe der Händler zu den Kunden birgt großes Potenzial, welches sich den etablierten reinen E-Commerce-Akteuren nicht in gleicher Weise bietet. Gerade eine gegenseitige Unterstützung von lokalen Shoppingplattformen und den auf den Plattformen vertretenen inhabergeführten stationären Händlern eröffnet hierauf aufbauend erhebliche Spielräume. Die Überbrückung von Zeiten nach Ladenschluss sowie von Sonn- und Feiertagen stellt dabei nur ein offensichtliches Beispiel dar. Der stationäre Handel kann sich etwa auch als Ausstellungsfläche (Showroom) und als dezentrales Lager in die Kooperation einbringen und die lokalen Kunden darüber hinaus mit persönlicher Beratung und Verkauf sowie einem unkomplizierten Reklamationsablauf binden. Lokale Shoppingplattformen können im Gegenzug neben zeitlich und räumlich entgrenzten Verkaufsmöglichkeiten ihre digitale Kompetenz als Service Provider einbringen und die stationären Händler in ihrer digitalen Transformation unterstützen und entlasten. Dies liegt auch in ihrem ureigenen Interesse, da mit dem vielfach prognostizierten Verschwinden zahlreicher Händler im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung gleichzeitig auch die Grundlage der lokalen Shoppingplattformen geschwächt und damit schließlich die Plattformen selbst gefährdet würden.
Nachhaltiger Erfolg ist für lokale Shoppingplattformen nur über eine Stabilisierung und Stärkung des stationären Handels zu erreichen. Lokale Shoppingplattformen und lokale Händler müssen hierzu ihre Geschäftsmodelle im Allgemeinen und ihre Services und Verkaufsstellen im Besonderen als ein gemeinsames Netzwerk denken und eine gemeinsame Service-Architektur aufbauen, von der beide Seiten profitieren. Standortabhängige Services können hierbei eine wichtige Rolle spielen und sind bisher erst in kleinen Teilen in die Kooperationsmodelle vorgedrungen.
Es ist uns wichtig herauszustellen, dass die Darstellungen, Ergebnisse und Einschätzungen nicht als Empfehlungen für einzelne Plattformen und/oder Services zu verstehen sind. Auch lassen sie ausdrücklich keine Rückschlüsse auf die Erfolgsaussichten der betrachteten Plattformen zu.
Hinweis: der Text enthält Auszüge aus der Studie „Lokale Shoppingplattformen“ des Competence Center E-Commerce (CCEC).
Hier können Sie sich die ausführlichen Ergebnisse der Studie herunterladen.